Jun.-Prof. Dr. Marcus Quent

Beginn 29.10.2024
Dienstag 16.00 - 17.30 Uhr
Rh 405

S: Apokalyptisches Denken

 

Die Apokalypse hat Konjunktur; die Bedingungen ihrer gegen-wärtigen Konjunktur kritisch zu diskutieren, nicht weniger. In diesem Seminar soll es jedoch nicht um das Apokalyptische als kulturelles Phänomen oder gesellschaftliches Symptom gehen, sondern um die Frage, was apokalyptisches Denken ist. Gibt es ein Denken, das der Apokalypse eigen ist, ein Denken, das selbst apokalyptisch ist? Wenn ja, wodurch zeichnet es sich aus? Und ist es etwas, für das man Partei ergreifen oder das man besser fernhalten sollte? Ist das überhaupt möglich?

Diese Fragen werden anhand von drei Autoren untersucht, die sich im 20. Jahrhundert in besonderer Weise mit dem Denken der Apokalypse auseinandergesetzt haben. Zunächst geht es um das Erste Buch über das „Wesen der Eschatologie“ aus Jacob Taubes‘ Dissertation „Abendländische Eschatologie“ von 1947, in dem der Philosoph und Judaist einen inneren, notwendigen Zusammenhang von eschatologischer und geschichtlicher Perspektive, von Apokalyptik und Revolution betont. Anschließend wird der Essay „Apocalypse“ des englischen Schriftstellers D.H. Lawrence behandelt, der kurz vor seinem Tod 1930 die Johannes-Apokalypse einer radikalen Kritik unterzogen hat. Ergänzt wird dieser Essay durch ein Vorwort von Gilles Deleuze aus dem Jahr 1978. Schließlich werden zwei Vorträge von Jacques Derrida aus dem Jahr 1984 diskutiert, die um den Begriff der Aufklärung („Von einem neuerdings erhobenen apokalyptischen Ton in der Philosophie“) und die Politik der atomaren Abschreckung („No Apocalypse, Not Now“) kreisen. Die genaue Lektüre und Diskussion der Texte soll es nicht zuletzt ermöglichen, die gegenwärtige Konjunktur des Apokalyptischen neu zu beleuchten.

Anmeldung bis 07.10.2024 unter marcus.quent@kunstakademie-duesseldorf.de

Beginn 30.10.2024
Mittwoch 11.00 - 12.30 Uhr
Rh 405

S: Lascaux: Die Geburt der Kunst

 

Nicht nur das ‚Ende der Kunst‘ fasziniert die Moderne, sondern auch ihr Ursprung, ihre Geburt. Beide Denkfiguren, gleichermaßen berühmt wie belastet, sind zudem immer wieder Missver-ständnissen ausgesetzt. Denn wie das Ende der Kunst nicht lediglich den Zeitpunkt ihres Verschwindens meint, so verweist ihr Ursprung nicht einfach auf ein historisches Ereignis, das ihr Wesen bestimmt. Und könnte man die Zeitgenossenschaft und die Gegenwärtigkeit, die die Kunst unserer Zeit so sehr umtreiben, nicht auch so verstehen, dass die Kunst ununterbrochen mit ihrem Ursprung kommuniziert, dass ein Werk gegenwärtig ist, wenn es fortwährend im Moment seiner Geburt existiert?
Auf diesen gedanklichen Spuren bewegt sich der französische Philosoph und Schriftsteller Georges Bataille. Im Mai 1954 reiste Bataille nach Montignac im Südwesten Frankreichs, um die berühmte Höhle von Lascaux zu besichtigen, die 14 Jahre zuvor entdeckt worden war. Das Buch „Die vorgeschichtliche Malerei. Lascaux oder die Geburt der Kunst“ ist das Ergebnis dieser Forschungsreise und steht im Mittelpunkt des Seminars. Bataille erblickt in den Höhlenmalereien die „Morgendämmerung des Menschengeschlechts“; sie gelten ihm als das wichtigste Zeugnis der „Menschwerdung“. Die tierischen Reigen an den Höhlenwänden werden zur Gegenwart einer menschlichen (Selbst-)Darstellung, die sich als Unterscheidung vom Tier realisiert. Ausgehend von der „Geburt der Kunst“ bildet dieser Prozess der „Menschwerdung“ und der damit verbundene Gegenwartsbegriff den Untersuchungsgegenstand des Seminars. Was impliziert dieser Gegenwartsbegriff, was die Denkfigur der Geburt? Was sagen sie uns heute, in einer Zeit, die manchen übervoll von Gegenwart zu sein scheint?
Ergänzt wird die Lektüre von Batailles Essay durch zwei weitere Texte von Maurice Blanchot („Das Tier von Lascaux“, „Die Geburt der Kunst“) sowie einen Vortrag von Jean-Luc Nancy („Höhlenmalerei“), die in engem Zusammenhang mit Batailles Werk stehen.

Anmeldung bis 07.10.2024 unter marcus.quent@kunstakademie-duesseldorf.de